Die anfängliche Empörung eines Teils der Bevölkerung über die Einführung Schottischer Hochlandrinder auf die Rütliwiese hat sich inzwischen gelegt. Mike McCardell, der neue Rütli Wirt, stellte fest nach seinem ersten Jahr: “Die Empörung ist der Freude gewichen. Es sind wohl die am meisten fotografierten Hochlandrinder der Schweiz und sie geniessen die Aufmerksamkeit auch sichtlich.” Auch das Nasenrümpfen, dass ein Doppelbürger an der Wiege der Eidgenossenschaft wirtet und die Rütliwiese mäht, hat sich gelegt. Lacht Mike: “Heute ist das kein Thema mehr, oft höre ich von den Gästen, dass Sie gerne wieder aufs Rütli kommen. Das sind die schönsten Aussichten für die kommende Saison.”

Beliebtes Ausflugsziel für jung und alt: Terrasse des urchigen Restaurants Rütlihaus.

Mike und seine zwei jüngeren Geschwister wuchsen zwei-sprachig auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Kerns, Obwalden, auf. Der Vater stammt ursprünglich aus Boston, USA, die Mutter aus Bümplitz. Kennengelernt hatten sich die Eltern im Urlaub in Deutschland. Als Lehrerehepaar arbeiteten sie erst in den USA, dann in der Schweiz, doch bald kam der Wunsch für die junge Familie auf, das Métier zu wechseln. Sie übernahmen einen Landwirtschaftsbetrieb. Mike liebte die Kindheit auf dem Hof mit den Tieren, vor allem auch mit den gutmütigen Schottischen Hochlandrindern, welche von Anfang an mit dabei waren. 

Im Anschluss an seine Lehre als Koch und der Absolvierung der Hotelfachschule arbeitete Mike in nationalen und internationalen Projekten inklusive der Peking Olympiade 2008 im Schweizerpalais. Ohne ein Wort Chinesisch und mit minimalsten anderweitigen Kommunikationsfähigkeiten auf Seiten des Chinesischen Küchenpersonals bewies der junge Mann Einfallsreichtum und Humor. Lacht Mike in Erinnerung: “Mit Flexibilität, Kreativität und Fachwissen, begleitet von einem Lächeln gab es mehr als nur eine Lösung zu jedem Problem.”

Sicht von der Rütliwiese Richtung Brunnen und Axenstrasse. 

Eine Einstellung, welche den Gästen des Obwaldner Rütli Wirt zu Gute kommt und offenbar geschätzt wird. Kulinarische Schweizer Spezialitäten aus lokaler Produktion, begleitet von Schweizer Weinen aus allen Regionen darf man und frau auf dem Rütli natürlich erwarten. Die Hacktätschli werden in der Küche frisch zubereitet und die Trockenwurst ist aus Eigenproduktion. Guten Anklang finden auch der selbst gemachte Holundersirup und die wohlriechende Handseife als originelle Mitbringsel vom Rütli. Auch das kulturelle Angebot kommt gut an bei den Stammgästen, regulären Besuchern und internationalen Touristen. Vom spontanen Yodel und Sonntagsjass bis hin zur historischen Lesung; und bereits gibt es reges Interesse für die geplante Aufführung von Rossini’s Wilhelm Tell im Sommer 2018.

Mike ist stolz auf sein Rütli Mitarbeiter-Team, mit welchem er bereits einige Grossanlässe reibungslos bewältigen konnte. “Jeder wird gleich bedient, vom Arbeitslosen bis zum Staatsoberhaupt, und dass sie nebeneinander hocken können, das gibt es nur in der Schweiz!” Und auch aufs Rütli selber: “Auch wenn es regnet, die Sicht vom Rütli ist bei jedem Wetter wunderbar!” Ganz klar, Mike ist der geeignete Pächter fürs Rütli – auch – oder gerade mit – zwei Pässen. Ganz abgesehen davon, dass er auch die fantastischen, legendären  Emmentaler Meringues auf dem Menu eingeführt hat…

Mike McCardell ist übrigens auch Posthalter auf dem Rütli. Obwohl die offizielle Poststelle geschlossen wurde, kann Mike in seiner Funktion als Rütli Wirt den offiziellen Rütli Poststempel zur Anwendung bringen. Postkarten sind sehr beliebt und gehen in alle Welt. Kommentare in Deutsch oder English bitte hier anbringen: leave a comment.